Mittwoch, 26. Januar 2011

Psychoanalyse und Typenlehre



In meiner Arbeit als Psychologe hat sich nun mehrere Jahre nach Entstehung dieser Arbeit immer wieder gezeigt, wie praktisch die psychoanalytische Charaktertypisierung als diagnostisches Instrument und als therapeutischer Leitfaden sein kann. Das bedeutet keineswegs, dass es einzig nach dieser Typisierung einen Leitfaden gibt. Jedoch zeigt sich in ihr die Bedeutung der Phänomenologie, welche den Menschen gemeinsam mit ihm selbst anhand einer grundlegenden Theorie zu verstehen versucht. Was bei diesem Verstehen entsteht ist keine objektive Wahrheit. Aber es ist eine subjektive Wahrheit, die mehr Selbstverständnis und damit mehr Selbststeuerungsfähigkeiten bringen kann und damit mehr Entscheidungsfreiheit für das eigene Handeln.

"Im Zuge dieser Arbeit war ich bemüht, die beiden psychologischen Schulen Analytische Psychologie und Psychoanalyse ausführlich und zugleich überschaubar darzustellen. Dem Leser sollte es ermöglicht werden, sich in die jeweiligen Theorien hineinzudenken und meine persönlichen Schlüsse durch eine anschauliche Beweisführung nachvollziehen zu können. Es war mir insgesamt ein wichtiges Anliegen, die enge Verwandtschaft beider Strömungen aufzuzeigen, ohne dabei die Daseinsberechtigung einer jeden einzelnen infrage zu stellen. Vielmehr ist es mein persönlicher Wunsch, die beiden Theorieansätze mit meiner Arbeit in ihren psychologischen und philosophischen Bedeutungen eingehend zu würdigen."


Titel: Psychoanalyse vs. Analytische Psychologie; Ein Vergleich zu den Persönlichkeitstypologien der Psychoanalyse und der Analytischen Psychologie
Autor: Andreas Mensch
Broschiert: 188 Seiten, 7 Abbildungen
Verlag: Books On Demand GmbH; 1. Auflage 2011
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-8423-3038-2
Preis: 14,-€

http://books.google.de/books?id=lEgNtzhbIXsC&printsec=frontcover&dq=andreas+mensch&hl=de#v=onepage&q&f=false






Inhaltsverzeichnis:

1 Zur Motivation des Vergleichs der Charaktertypologien der Psychoanalyse und der Analytischen Psychologie (C. G. Jung) und ihrer vermuteten Übereinstimmung 9
2 Ein kurzer Abriss zur Geschichte der Charakterbestimmung des Menschen 15
2.1 Einstieg in die Persönlichkeitspsychologie 15
2.2 Begriffsvielfalt in der Persönlichkeitspsychologie 18
2.3 Zur Typologie in der Persönlichkeitspsychologie 20
2.4 Die Geschichte der Charakterologie 22
2.4.1 Die Antike: Galenus und Hippokrates 22
2.4.2 Körperbau und Typologie: Kretschmer 23
2.4.3 Die Somatotypen: Sheldon 24
2.4.4 Freud 24
2.4.5 Reich 25
2.4.6 Riemann 27
2.4.7 Willi 27
2.4.8 Jung 28
2.4.9 Eine Metatheorie – Kelly 29
2.4.10 Allport 30
2.4.11 Eysenck 30
2.4.12 Neurobiologische Typengrundlagen 32
3 Einführung in die Charaktertypologie der Analytischen Psychologie 33
3.1 Warum Typologie? 33
3.2 Jung und seine Typologie 34
3.2.1 Aufbau der Psyche nach Jung 38
3.2.2 Der Weg zur Typologie 42
3.2.3 Die Einstellungen 45
3.2.4 Die Funktionstypen 47
3.3 Die Typen und ihre Bedeutung für die Individuation 53
4 Einführung in die Charaktertypologie der Psychoanalyse 61
4.1 Allgemein 61
4.2 Allgemeine psychoanalytische Typenlehre 62
4.3 Charakter nach Freud 64
4.3.1 Charakter und Gedächtnis 66
4.3.2 Charakter und Triebtheorie 68
4.3.3 Charakter und Objekteinverleibung 77
4.4 Wilhelm Reich – Der Charakter als Panzer 84
4.4.1 Die neurotischen Charaktere 88
4.4.2 Der hysterische Charakter 89
4.4.3 Der Zwangscharakter 90
4.4.4 Der phallisch-narzisstische Charakter 92
4.4.5 Der masochistische Charakter 93
4.4.6 Die emotionale Pest 95
4.5 Karl Abraham und seine Psychoanalytischen Studien zur Charakterbildung 97
4.5.1 Der Analcharakter 99
4.5.2 Der Oralcharakter 101
4.5.3 Der Genitalcharakter 102
4.6 Die Grundformen der Angst nach Riemann 103
4.6.1 Die schizoide Struktur 106
4.6.2 Die depressive Struktur 107
4.6.3 Die zwanghafte Struktur 108
4.6.4 Die hysterische Struktur 110
4.7 Charakter in der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik 111
4.8 Das Konzept nach Schultz-Hencke 117
4.8.1 Die schizoide Struktur 117
4.8.2 Die depressive Struktur 118
4.8.3 Die zwanghafte Struktur 119
4.8.4 Die hysterische Struktur 120
4.9 Zusammenfassung 121
5 Vergleich der psychoanalytischen und analytischen Charaktertypologie 123
5.1 Zur Vorgehensweise 123
5.2 Ein Vergleich nach Schultz-Hencke 124
5.3 Die Ausgangsbedingung für einen Vergleich 126
5.4 Einige theoretische Vorannahmen zum Vergleich 127
5.5 Ein Vergleich der Typen durch die Gegenüberstellung der Merkmalsbeschreibungen 134
5.5.1 Wahrnehmungsfunktion vs. Schizoide Struktur 135
5.5.2 Fühlfunktion vs. Depressive Struktur 137
5.5.3 Denkfunktion vs. Zwanghafte Struktur 138
5.5.4 Intuitionsfunktion vs. Hysterische Struktur 140
5.6 Resümee 143
6 Die Möglichkeit einer empirischen Untersuchung 149
6.1 Einleitung 149
6.2 Rorschach-Psychodiagnostiktest 150
6.2.1 Testbeschreibung 150
6.2.2 Kriterien 151
6.3 Myers-Briggs-Typenindikator 151
6.3.1 Testbeschreibung 151
6.3.2 Kriterien 152
6.4 Vergleich 152
7 Schlussbemerkung 153
Literaturverzeichnis 155
Bücher 155
Zeitschriften 160
Internet 160
Tabellenverzeichnis 161
Abbildungsverzeichnis 163
Abkürzungsverzeichnis 164
Anhang 167

1 Zur Motivation des Vergleichs der Charaktertypologien der Psychoanalyse und der Analytischen Psychologie (C. G. Jung) und ihrer vermuteten Übereinstimmung

Im Verlauf des Studiums der Psychologie kommt man nach meiner Meinung nicht umhin, die umfangreiche Theorie unterschiedlichster Schulen und Themen mit der Praxis, also der Arbeit mit und an dem Menschen, zu verbinden. Anhand dieses Übergangs zeigen sich dann für jeden Einzelnen sowohl Nützlichkeit als auch Hindernis hinsichtlich der praktischen Anwendbarkeit von Theorie auf das komplexe und idealerweise phänomenologisch zu betrachtende Wesen Mensch (vgl. SADER & WEBER, 2000, S. 64 f). Aus einer riesigen Menge an Wissen gilt es, je nach Anwendungsgebiet und persönlicher Präferenz, Theorien, Kenntnisse und Überzeugungen der Realität der Praxis anzupassen. Vieles muss verworfen, modifiziert oder assimiliert werden. Im Zuge dieses Anpassungsprozesses, basierend auf gewonnenen Erfahrungen aus Praxis und Alltag, wurde mir immer wieder klar, dass für mich die Typisierung des Menschen nach dessen Charakter- oder Persönlichkeitseigenschaften in der Psychologie ein sowohl theoretisch als auch praktisch unumgängliches und sehr hilfreiches Instrumentarium darstellt. Wenngleich die unterschiedlichen psychologischen Strömungen sehr voneinander differierende Modelle bzgl. der Genese und Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen hervorgebracht haben, so ist ihnen letztlich der Versuch der Verallgemeinerung, Eingrenzung und Systematisierung menschlicher Vielfalt gemeinsam. Nicht selten wurden und werden diese Versuche aus ethischer Hinsicht kritisiert. Und mit Sicherheit ist die Typisierung des Menschen ein sehr sensibles Thema, denn sie reduziert den Menschen auf grundlegende Gemeinsamkeiten und läuft damit auch Gefahr, individuelle Einzigartigkeiten zu übergehen und damit nur unzureichend zu würdigen. Das kann sich meines Erachtens insofern zu einem ethischen Problem entwickeln, als dass der Mensch zwischen zwei grundlegenden Lebensausrichtungen zu balancieren scheint. Zum einen halte ich ihn für sozial und kollektiv orientiert, zum anderen hingegen nach Individualität, Einzigartigkeit und Selbstbehauptung strebend. Letztere Strebungen wären demnach wahrscheinlich durch eine zu einseitige und verallgemeinernde Typisierung menschlicher Phänomene gefährdet und würden zu großer Ablehnung eines solchen Unterfangens führen. WINDELBRAND (vgl. SADER & WEBER, 2000, S. 105) meint hierzu, dass es besonders wichtig sei, die Einzigartigkeit des Menschen zu betonen. Die Vorstellung von einem anderen Individuum mit den gleichen Eigenarten erscheine dem Menschen sogar unerträglich und grauenhaft.
In allen Bereichen der Wissenschaft wird sortiert, klassifiziert, systematisiert und kategorisiert. Ich meine, dass nur auf diese Weise die immense Komplexität des Menschen und dessen Ganzheit seiner selbst und seiner Umwelt immer vollständiger pragmatisch erfasst werden können, wenngleich sie dadurch eine unnatürliche Vereinfachung erfahren müssen. Eine differenzierende psychologische Typisierung bietet unter diesem Aspekt die Möglichkeit, unterschiedliche Perspektiven verschiedener Persönlichkeitsausprägungen zu erfahren und besser zu verstehen. Ich meine sogar, dass die Berücksichtigung und Zusammenfassung einer jeden einzelnen typologischen Perspektive bei der Betrachtung jedweder Phänomene so etwas wie die Erlangung eines Stückes Objektivität gegenüber einem zu betrachtenden Gegenstand ermöglichen kann. Dergestalt wäre die Welt so vielfältig, wie die unterschiedlichen Betrachtungsweisen des Menschen in Abhängigkeit dessen Typenzugehörigkeit und der daran anschließenden Eigenart zu denken, wahrzunehmen, zu handeln und zu fühlen. Jede einzelne Perspektive hätte demnach Anspruch auf einen Teil der zu erfassenden Objektivität. Berücksichtigt man diese Anschauung, könnte es meines Erachtens viel mehr Verständnis unter verfeindeten und konkurrierenden Vertretern unterschiedlicher Ansichten bzgl. eines Sachverhaltes geben. JUNG (2001 e, S. 52) machte bereits darauf aufmerksam, dass man die Welt in Abhängigkeit von der eigenen Typenzugehörigkeit wahrnehme. Dies ist sicherlich auch ein wesentlicher Grund dafür, dass es so unterschiedliche psychologische Betrachtungsweisen gibt wie Betrachtende. Das bildet für mich auch die Grundlage der wissenschaftlichen Erforschung separierter und überschaubarer, bisher ins Dunkel der Unkenntnis gehüllter Gegenstandsgebiete. Aus diesem Blickwinkel halte ich es für vertretbar, auch den Menschen, trotz aller ethisch gerechtfertigten Kritik, nicht aus diesem Prozess herauszunehmen. Wichtig ist jedoch, dass die separierten Teile nicht einzig und allein voneinander unabhängig betrachtet, sondern im Anschluss des Erkenntnisgewinns wieder zu einer unteilbaren Ganzheit zusammengefügt werden. Hierin sehe ich die große Verantwortung aller wissenschaftlichen Tätigkeit. Mir dessen bewusst, wurde und wird die Typisierung des Menschen für mich nach und nach ein Schlüssel zum Verständnis seines Fühlens, Denkens, Handelns und Wahrnehmens – also dessen, was wir gemeinhin als psychisch determiniert bezeichnen. Bedacht und sensibel angewandt, erweisen sich die psychologischen Systematisierungen des Menschen als eine Art ,Königsweg’ in der Prävention, Diagnostik, Intervention und Rehabilitation von prä-, akut- und postmorbiden Individuen. Sie sind ein wichtiges Hilfsmittel um einen Zugang zu den Menschen zu finden. Zudem bieten sie für jeden Einzelnen das Potential persönlicher Bewusstwerdung und Reifung. Denn Typologien separieren den Menschen nicht nur einfach, sondern sie geben in den meisten Fällen auch ein Verständnis für die Entstehung, Ausprägung, Veränderbarkeit und Kontrollierbarkeit von Persönlichkeitsmerkmalen. Damit beinhalten sie potentiell auch die Chance zu mehr Selbsterkenntnis und Selbststeuerung für den Menschen. Die große Bedeutung, welche der Typisierung des Menschen von jeher beigemessen wurde, lässt sich anhand ihrer bis heute fast unerschöpflichen Vielfalt erkennen. Uralte Kenntnisse über psychische Prozesse im Menschen finden in unzähligen Kulturen eine Verewigung und Verehrung in Form z.T. primitiver Mythen und Riten. Das mystifizierte Wissen hatte oftmals einen ausgesprochen göttlichen Wert und dergestalt haftete ihm auch eine nicht zu unterschätzende Macht an, welche auch heute noch deutliche Spuren in der Psychologie hinterlassen hat.
Hat man einmal die Notwendigkeit von Charakterdifferenzierungen und deren Entstehung für sich erkannt, so dauert es auch nicht lange, bis man sich unter den verschiedensten Modellen eines herausgesucht hat, mit dem man am besten arbeiten und persönlich am meisten anfangen kann. Soll heißen, dass man sich am stärksten jenem Modell zuwendet, welches den eigenen Anschauungen psychischen Geschehens am meisten entspricht. Ist die Entscheidung dann gefallen, einen Ansatz ausführlicher zu betrachten, entwickelt man seine Kenntnisse hinsichtlich dieses Modells schnell zur Profession und verliert nur allzu schnell den Seitenblick für andere Modelle, die durchaus in der Lage sein könnten, Einseitigkeiten der eigenen vertretenen Anschauungen zu ergänzen. Es ist sicher utopisch, einen vollkommen eklektischen Ansatz vertreten zu wollen, doch es ist realistisch, das Spektrum an Modellen desjenigen psychologischen Teilbereiches näher zu beleuchten, mit dem man sich größtenteils identifizieren kann. Eben aus diesem Anspruch heraus entwickelte sich für mich ein zunehmendes Interesse für die verschiedenen Ansätze der Tiefenpsychologie. Meine größte Aufmerksamkeit fand anfangs die Analytische Psychologie nach C. G. Jung. Im Laufe der Zeit vertiefte ich meine Kenntnisse hinsichtlich Jungs Psychologie und stieß unweigerlich auf seine Persönlichkeitstypologie, die zwar für das gesamtpsychologische Spektrum an Therapie und Forschung weniger relevant zu sein scheint, jedoch in der Jungschen Therapie einen sehr wichtigen Grundstein bildet. Nach und nach eröffnete sich mir auch das Feld der Psychoanalyse nach Sigmund Freud. Auch hier kam ich keineswegs um die Typisierung und ihren Ursprung im Durchlaufen des Menschen von psychosexuellen Entwicklungsphasen herum. So wurde auch dieser Bereich zum Gegenstand meines Interesses. An die Psychoanalyse Freuds schlossen sich später fast nahtlos die Theoriekonzepte seiner Schüler und Anhänger wie Reich, Abraham, Riemann oder Ferenczi an. Schließlich wuchs das Interesse an den moderneren Vertretern der Psychoanalyse wie Willi, Kernberg, König oder auch Klein. Da es mir scheint, als strebe der Mensch gleichsam einer ,Guten Gestalt’ naturgemäß nach Vereinfachung, Vereinheitlichung und widerspruchsloser Ordnung aller existierenden Phänomene, war auch ich aus einem inneren Drängen heraus genötigt, genau dieses für mich zu probieren. Bei dem Versuch – soweit möglich – bei dieser angestrebten Synopsis einigermaßen objektiv zu bleiben, stieß ich auf meines Erachtens unübersehbare Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Perspektiven der Typisierungen der oben erwähnten Vertreter. Es stellte sich mir unweigerlich die Frage, warum etliche Vertreter eine gänzlich voneinander unabhängige psychologische Kategorisierung postulieren sollten. Ich persönlich halte den Menschen trotz seiner zu würdigenden Einzigartigkeit in vielen Belangen bzgl. seiner charakterlichen Grundmerkmale keineswegs für in beliebig viele Charaktere zerlegbar.
Freud, der zwar selber sicher von Vorgängern aus Philosophie, Kunst und Medizin inspiriert wurde, machte mit seiner Libidotheorie den Anfang der wissenschaftlichen Erforschung psychischer Grundlagen des Menschen. Damit bereitete er seinen Schülern und Verfechtern den Weg zur ständigen Erweiterung und Vervollständigung dieses Wissenschaftsbereiches. Es besteht demnach also die Annahme, dass Freuds Schüler, zu denen auch C. G. Jung gehörte, den Faden Freuds weiterspannen oder ihm zumindest ihre eigene Note verliehen, wenn gleich auch nicht immer willentlich. Trotz des folgenreichen Zerwürfnisses zwischen Freud und Jung sind die Gemeinsamkeiten beider scheinbar voneinander getrennten Psychologien unübersehbar. Infolge dieser Trennung beider Schulen begann ein ,Glaubenskampf’ um die Bedeutung und Gültigkeit einzelner unterschiedlicher Theorien ein und desselben Sachverhaltes. Statt Gemeinsamkeiten zu berücksichtigen, betonten beide Begründer die fundamentalen Unterschiede ihrer Anschauungen. Wenngleich es deutliche Unterschiede in den Anschauungen gibt, so sehe ich es als einen großen Fehler an, den Menschen in seiner oben bereits betonten Vielfalt mit jeweils nur einer der Psychologien zu betrachten. In ihrer Verschiedenheit scheinen die Psychoanalyse Freuds und die Analytische Psychologie Jungs grundlegende Gemeinsamkeiten und auch enormes gegenseitiges Ergänzungspotential zu besitzen. Am ehesten scheinen sich diese Gemeinsamkeiten an den Modellen der Persönlichkeitsmerkmale erschließen zu lassen. Diese stellen sozusagen die Grundessenz der Schulen dar, versuchen sie schließlich zu erklären, warum der Mensch ist, wie er ist. Aus nachvollziehbaren Gründen wird Jung zwar sehr häufig aus psychoanalytischer Perspektive vorgeworfen, mit seiner Analytischen Psychologie einen vehementen Akt der Abnabelung von Freud unternommen zu haben, jedoch soll es neben dem Vergleich beider Typentheorien auch Anliegen dieser Arbeit sein, das ergänzende Potential des Jungschen Ansatzes darzustellen.
Insgesamt soll mit dieser Arbeit der Versuch unternommen werden, einen theoretisch fundierten Beweis der Übereinstimmung der Typisierungen der Psychoanalyse und der Analytischen Psychologie zu erbringen. Eine detaillierte und begründete Erörterung der grundlegenden Merkmale beider Ansätze soll es dem Leser dieser Arbeit ermöglichen, die Hypothese von einer gemeinsamen Basis der typologischen Kategorisierungen nachvollziehen zu können. Anschließend sollen die Ergebnisse ausgewertet und zusammengefasst werden. Hierbei bediene ich mich zusätzlich einer detaillierten tabellarischen Gegenüberstellung beider Systeme. Im Text selbst werde ich nur die Kurzfassungen der im Anhang befindlichen und ausführlicheren Tabellen darstellen. Gemäß meiner Ausgangshypothese erwarte ich als Ergebnis grundlegende Übereinstimmungen zwischen den jeweils vier Grundtypen aus Psychoanalyse und Analytischer Psychologie zu finden. Dementsprechend sollten sich Gemeinsamkeiten zwischen den Typen schizoid und empfinden, depressiv und fühlen, zwanghaft und denken sowie hysterisch und intuieren nachweisen lassen.